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Schon einmal ist über einen Windpark auf dem Gebiet unserer Gemeinden
nachgedacht worden. In den Jahren 2016 und 2017 wurden einer breiteren
Öffentlichkeit Pläne für einen Windpark im Haistergau östlich von Bad
Waldsee bekannt. Aus jener Zeit stammt der im folgenden wiedergegebene
offene Brief der Anwohnerin Antje Stöckle an den Bad Waldseer Gemeinderat:

​

Offener Brief zur Windkraft Bad Waldsee

 

 

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Weinschenk,

sehr geehrte Mitglieder des Gemeinderats,

 

 

im Laufe der letzten Monate sind Ihnen mehrfach große Bedenken gegenüber den für Bad Waldsee geplanten Windkraftanlagen angetragen worden. Viele Bad Waldseer Bürger und Kurgäste sorgen sich um ihre Gesundheit, um unsere wertvolle und artenreiche Naturlandschaft und darum, ob der Bau solcher Anlagen nicht generell unvernünftig sein mag. Und nicht nur aus Bad Waldsee selbst kommen die Bedenken, sondern auch von außerhalb der Stadt.

 

Beim Info-Abend vergangene Woche Montag im Klosterhof ist aus Ihren Reihen der Einwand gekommen, es fehle an Daten von unserer Seite. Das stimmt zwar so nicht; wir haben Ihnen bereits ein Vielfaches dessen an Daten übersandt, was wir von Ihnen erhalten haben, und zwar doppelt und dreifach.

 

Aber daran soll es nicht scheitern. Ich kann gern noch einmal eine Auswahl von Argumenten zusammenstellen, die schon vorgebracht worden sind, und Quellen dazu angeben. Und ich bitte Sie hiermit in aller Form noch einmal, zu den aufgeführten Punkten im einzelnen Stellung zu nehmen:

 

 

1. Klima-Politik

 

Sie sagen, bei Windkraft-Energie handele es sich um saubere Energie. Aus den verfügbaren Arbeiten geht allerdings hervor, daß der Bau von Windkraftanlagen, so wie er im Moment durchgeführt wird, keinen Beitrag zum Klimaschutz oder zum Umweltschutz leisten kann.

 

 

 

Die Probleme um die benötigten Rohstoffe, einschließlich der Seltenen Erden, werden überhaupt nirgends erwähnt.

 

Französische Wissenschaftler haben berechnet, daß Windkraft- und Photovoltaikanlagen für die gleiche installierte Kapazität bis zu 15-mal mehr Beton und bis zu 90-mal mehr Eisen, Kupfer und Glas benötigen als konventionelle Kraftwerke.

 

Man liest, der Abbau der Seltenen Erden zerstöre gebietsweise Grund und Boden und damit auch die Gesundheit und das Leben der Menschen, die in den betroffenen Landstrichen wohnen oder die in den dortigen Minen arbeiten. Im Fall des Rohstoffs Neodym finden diese Vorgänge zum Beispiel hauptsächlich in China statt.

 

 

Nach meinem Verständnis ist das alles andere als saubere Energie.

 

Grundsätzlich sollte meiner Ansicht nach erst einmal der Frage nachgegangen werden, ob es überhaupt sinnvoll ist, die europäische und vor allem die deutsche Energie-Politik in ihrer bestehenden Form mitzutragen.

 

Denn sie basiert auf den Annahmen, eine Erhöhung des CO2-Gehalts in der Luft führe zu einem Anstieg der Temperatur, und CO2 sei eine schädliche Substanz. Beides stimmt offenbar nicht.

 

Des weiteren glaubt die vorherrschende Lehrmeinung, das Klima könne mit Hilfe politischer Vorgaben beherrscht werden; das wird jedoch zahlreichen Experten zufolge nicht gelingen. Prognosen zur Entwicklung des Klimas seien generell nicht möglich.

 

 

 

 

 

Herr Prof. Werner Kirstein – Klimawandel nicht durch CO2 verursacht:

 

 

Daher möchte ich mich dafür aussprechen, daß wir uns sinnvolleren Maßnahmen zum Schutz unserer Umwelt zuwenden, als mit aller Gewalt den CO2-Gehalt in der Luft ändern zu wollen.

 

Zweifel an der bestehenden Klimapolitik werden auch von der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) in ihrem Gutachten 2014 geäußert. Sie stellt (dort auf Seite 52) fest, der vom EEG induzierte verstärkte Ausbau erneuerbarer Energien in der deutschen Stromversorgung vermeide europaweit keine zusätzlichen CO2-Emissionen, sondern verlagere sie lediglich in andere Sektoren bzw. europäische Länder. „Das EEG sorgt also nicht für mehr Klimaschutz, sondern macht ihn deutlich teurer.“ Die Experten sehen daher keine Rechtfertigung für eine Fortführung des EEG.

 

 

 

2. Gefährdung unserer Gesundheit insbesondere durch Infraschall

 

Man hat verschiedene Beobachtungen im Hinblick auf den Infraschall gemacht.

 

Besonders bekannt geworden ist wohl der Fall der Nerz-Farm 2013 in Dänemark, wo mit Inbetriebnahme der benachbarten Windkraftanlage die Nerze anfingen, aggressiv zu werden und sich gegenseitig zu beißen, wodurch zahlreiche Tiere verendeten, und auch die Muttertiere anfingen, ihre Jungen tot zu beißen.

 

 

Weiterhin hat man beispielsweise Verhaltensveränderungen bei Pferden und Leistungseinbußen, Fruchtbarkeitsstörungen und kranke und schwache Nachkommen bei Kühen in der Nähe von Windkraftanlagen festgestellt.

 

In Bezug auf den Menschen wird von Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Herzrasen, Angstgefühlen, Schwindel, Erschöpfung, Nasenbluten, Tinnitus, Verschlechterung der Sauerstoffversorgung, Veränderung der Hirn-Physiologie mit Auswirkungen in Form emotionaler Labilität, Depression und dergleichen, von Erhöhung des Blutdrucks und weiteren Erscheinungen berichtet. Nach kanadischen Studien ist bis zu einer Entfernung von 3 km zu Windrädern klar eine Beeinträchtigung der Schlafqualität nachweisbar. Zwischen Windrädern und seismographischen Stationen muß laut einem Bulletin der Bundesregierung sogar ein Abstand von 10 km eingehalten werden, damit die seismographischen Messungen nicht gestört werden.

 

An unterschiedlichen Orten geben Familien, so heißt es, wegen schwerer gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch den Infraschall ihre Häuser auf. An Infraschall kann man sich laut den Angaben in den hier aufgeführten Quellen nicht gewöhnen, sondern das Gehirn wird im Gegenteil immer sensibler dafür.

Wenn man weiterhin bedenkt, daß kranke Menschen augenscheinlich besonders empfindlich auf Infraschall reagieren, wäre denn hier die Sicherheit der vielen Reha-Patienten gewährleistet, die zum Teil nach hoch belastenden Tumor-Operationen und Chemotherapien nach Bad Waldsee kommen?

Die Wiener Ärztekammer meldet, daß sich bei Anrainern von Windkraftanlagen Beschwerden häufen. Die Vereinigung der Ärzte für Immissionsschutz (AEFIS) hat ein Positionspapier herausgegeben, mit dem sie darauf aufmerksam macht, daß die Auswirkungen, die mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien zusammenhängen, bislang nur unzureichend erforscht sind. Der Deutsche Ärztetag 2015 stellt fest, daß es für die Immissionen im Infraschallbereich bisher keine belastbaren unabhängigen Studien gibt, und er fordert die Bundesregierung zu wissenschaftlicher Forschung in diesem Bereich auf. Auch die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts ist Ihnen bereits mitgeteilt worden.

 

Deutschlandweit gibt es inzwischen 800 Bürgerinitiativen gegen Windkraftprojekte. Womöglich nicht ohne Grund?

 

Vortrag von Herrn Dr. Johannes Mayer vom 24.06.2015:

 

 

Aus dem nicht weit entfernten Hilpensberg erfahren wir, daß von den Anwohnern, die in einem definierten Radius um die dortigen Windkraftanlagen herum wohnen, mehr als 80 % mit körperlichen Beschwerden reagieren, seitdem die Anlagen in Betrieb genommen worden sind. Woanders hört man einen Wert von 20 %. Auch diese Zahl ist groß genug, um die Alarmglocken läuten zu lassen und hier einmal genauer hinzusehen.

 

Ich selbst kenne Schlafstörungen aus eigenem Erleben auch jetzt schon, ohne Windkraftanlagen in der Nähe, und ich kann Ihnen eines sicher sagen: würden diese Schlafstörungen mehr, dann wäre ich nicht mehr in der Lage, einer Arbeit nachzugehen. Sollte es dann 20 % oder meinetwegen auch nur 10 % der Bewohner von Bad Waldsee und Haisterkirch genauso ergehen – was würde das unter anderem wirtschaftlich für die Stadt bedeuten?

 

Schon vor Jahren war außerdem zu lesen, man habe negative Auswirkungen der Windräder auf die Mikroorganismen im Boden der jeweiligen Umgebung bemerkt. Wie werden sich Windkraftanlagen langfristig auf unsere gesamten Nahrungsketten und die natürlichen Kreisläufe auswirken? Würden wir in dem Wald, für den die Windkraftanlagen geplant sind, weiterhin gefahrlos Wildkräuter und Beeren sammeln können?

 

Im Klosterhof ist aus dem Gemeinderat die Vermutung zum Ausdruck gekommen, persönliche Erfahrungsberichte seien überzogen. Unter „überzogen“ verstehe ich soviel wie übertrieben. Dieses Urteil von jemandem, der die beschriebenen Situationen wahrscheinlich nicht selbst erlebt hat, halte ich schon für kühn.

 

Davon abgesehen, können wir aber, wie aus den hier genannten Quellen hervorgeht, zu diesem Thema eben nicht nur auf Erfahrungsberichte betroffener Anwohner zurückgreifen, sondern auch auf eine Vielzahl an internationalen Studien, die diese Zusammenhänge belegen.

 

Besonders bemerkenswert finde ich eine Studie zu den Auswirkungen von Infraschall von 2010, in der Forscher aus Kasachstan und Ägypten an Ratten nachgewiesen haben, daß sich Veränderungen des Blutbilds (und somit auch des Immunsystems) und auch anderer Körperstrukturen nicht nur nach direkter Exposition gegenüber Infraschall einstellten, sondern auch nach indirekter Exposition über das Trinkwasser.

 

Was die Auswirkungen auf den Körper betrifft, so legt diese Studie zudem die Vermutung nahe, daß Infraschall ein Auslöser von Krebs und vergleichbar schweren Erkrankungen sein kann. Dazu braucht man nicht mal Fachmann zu sein, um sich zu vergegenwärtigen, daß chronischer Streß über kurz oder lang zu Krebs führen kann.

 

 

Herr Dr. Johannes Mayer dazu:

 

 

Sie berufen sich immer wieder darauf, Sie hielten sich an die gesetzlichen Vorgaben. So möchte ich hiermit ausdrücklich noch einmal meine Zweifel daran wiederholen, daß das ausreichen würde.

 

Zum einen geht die Periodizität des Schalls überhaupt nicht in die Bewertungen der TA Lärm ein. Herr Prof. Rainer Mausfeld dazu: „Die zuständigen Behörden verweisen auf die TA Lärm, die jedoch die Auswirkungen periodischen Lärms überhaupt nicht erfaßt. […] (Die Streßwirkung des periodischen Schalls liegt) gerade nicht in der Lautstärke, sondern in der Periodizität.“

 

Zum anderen vor allem basieren diese gesetzlichen Vorgaben offenbar auf Meßmethoden, mit denen der fragliche Infraschall gar nicht gemessen werden kann.

 

Von Ihrer Seite werden ein ums andere Mal die Faltblätter der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg zitiert.

 

Herr Dr. Mayer kritisiert in seinem Vortrag insbesondere die dem Faltblatt "Tieffrequente Geräusche inkl. Infraschall von Windkraftanlagen und anderen Quellen" zugrunde liegenden Messungen. Im einzelnen lauten Herrn Dr. Mayers Begründungen:
a) Gemessen hat nicht die LUBW, sondern exklusiv eine Firma Wölfel, die erstens auch Monitoring- und Verwaltungssysteme für Windenergieanlagen herstellt (und daher nicht unabhängig ist) und zweitens ihre Rohdaten nicht zur Verfügung stellt.
b) Es wurde nach der veralteten TA Lärm gemessen. Das heißt, es wurden Geräte verwendet, mit denen man den Infraschall, zumindest Frequenzen unterhalb 8 Hz, nicht messen kann.
c) Um Infraschall sinnvoll messen zu können, fordern Experten mikro-barometrische Methoden und FFT-Analysen. Nichts davon ist hier zur Anwendung gekommen.
d) Es wurden keine Innenraum-Messungen durchgeführt, obwohl der Infraschall offenbar innerhalb von Räumen zu größeren gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt als außerhalb.
e) Die zugrunde gelegte kugelförmige Ausbreitung des Infraschalls (siehe hierzu das Faltblatt "Windenergie und Infraschall" von der LUBW) habe man seinerzeit an sehr kleinen Windrädern (30 m hoch) festgestellt; inzwischen habe sich herausgestellt, daß, je höher ein Windrad ist, der Schall sich um so trichterförmiger in eine Richtung ausbreitet (und somit um so weniger gedämpft wird mit zunehmender Entfernung).

 

Um so wichtiger dürfte es sein, sich vor Augen zu führen, daß wir hier die derzeit weltweit größten Anlagen installiert bekommen sollen. Das werden dann wohl auch die Anlagen sein, über deren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt man heute am wenigsten weiß.

 

Erfüllt der aktuell großflächig vorangetriebene Bau von Windkraftanlagen insofern nicht wesentliche Merkmale eines gigantischen Feldversuchs?

 

Die genannten Faltblätter der LUBW erscheinen mir vor diesem Hintergrund nicht als geeignete Referenz für Antworten auf unsere Fragen. Als weiteren Grund dafür möchte ich noch drei Beispiele aus dem Faltblatt "Fragen und Antworten zu Windenergie und Schall" anführen:
 

Dort lautet Frage 3:

 

„Es wird behauptet, die Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm, 1998) würde neuere wissenschaftliche Erkenntnisse bei der akustischen Beurteilung von Anlagen nicht berücksichtigen. Ist es richtig, daß sie auch keinen Schutz vor Infraschall und tieffrequenten Geräuschen von Windenergieanlagen bietet?“

 

In der Antwort wird unter anderem auf den Frequenzbereich unterhalb 8 Hz Bezug genommen, also auf den gesundheitlich besonders fraglichen Bereich, der allerdings von der TA Lärm nicht berücksichtigt wird. Der abschließende Satz dazu lautet: "Messungen [...] zeigen übereinstimmend, daß der enthaltene Infraschall auch im Nahbereich zwischen 150 m und 300 m deutlich unter der Wahrnehmungsschwelle des Menschen liegt." Ich würde jedoch gern etwas über mögliche gesundheitliche Schäden erfahren und nicht über die Wahrnehmung des Schalls. Abgesehen davon ist auch von Herrn Dr. Mayer darauf hingewiesen worden, daß Infraschall so langwellig ist, daß die Schallkurve (je nach Frequenz) teilweise erst in einem Abstand von 300-500 m überhaupt aufsetzt; dies läßt den Sinn von Messungen in einem solch geringen Radius ohnehin zweifelhaft erscheinen.


Frage 6 lautet:

 

„Es wird behauptet, Wissenschaftler hätten bei einem Experiment mit 700 Teilnehmern herausgefunden, daß ein signifikanter Anteil von 22 % der befragten Teilnehmer bei Anwesenheit von Infraschall Empfindungen wie Beklemmung, Unbehagen, extreme Traurigkeit, Reizbarkeit verbunden mit Übelkeit oder Furcht sowie Druck auf der Brust verspürten. Dieses Ergebnis würde klar zeigen, daß Infraschall im unhörbaren unterschwelligen Bereich, wie er in der Umgebung von Windenergieanlagen auftritt, akute Gesundheitsbeschwerden auslöst. Stimmt das?“

 

In der Antwort wird zunächst beschrieben, daß tatsächlich Furcht, gedrückte Stimmung und Unbehagen bei Teilnehmern aufgetreten seien; später wird jedoch das Fazit gezogen: "Das Experiment zeigt nicht, daß Infraschall im unhörbaren unterschwelligen Bereich akute Gesundheitsbeschwerden verursacht." Es ist der LUBW unter anderem deshalb möglich, diesen Satz zu schreiben, ohne zu lügen, weil der Schallpegel bei diesem Experiment offenbar oberhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle lag und es sich demnach nicht um Schall im unhörbaren unterschwelligen Bereich handelte. Ich kann darin jedenfalls keine Auskunft darüber finden, ob Infraschall Gesundheitsbeschwerden auslöst oder nicht.
 

Bei Frage 17 steht:

 

„Unter dem Titel 'Macht der Infraschall von Windkraftanlagen krank?' erschien in der Zeitung Die Welt am 02.03.2015 ein Beitrag des Redakteurs Daniel Wetzel. Darin wird behauptet, aus Angst vor Gesundheitsschäden durch Infraschall würden in Dänemark kaum noch Windenergieanlagen gebaut. Eine staatliche Untersuchung laufe, deutsche Behörden würden das Problem aber noch herunterspielen. Ferner wird der Eindruck erweckt, der nicht hörbare Schall der Windturbinen würde in einer benachbarten Nerzfarm die Tiere verrückt machen, so daß diese sich gegenseitig totbeißen. Wie sind diese Aussagen zu werten?“

 

In der Antwort heißt es unter anderem: "Das Kompetenzzentrum für Landwirtschaft und Pelztiere hat 2011 angegeben, daß Berichte über negative Auswirkungen für die Produktion von Nerzen [...] nicht vorliegen." Diese Antwort ist an Unverschämtheit kaum zu überbieten. Denn der im Artikel von Herrn Wetzel beschriebene Vorfall auf der Nerz-Farm hat sich, wie schon erwähnt, erst im Jahr 2013 ereignet.
 

Mit solcher List produzierte Faltblätter lassen sich nach meiner Einschätzung nicht als sachdienliche und neutrale Informationen einstufen.

 

Noch dazu haben wir uns im Rahmen des vom Forum Energiedialog organisierten Expertengesprächs am vorletzten Freitag in Mengen von Frau Prof. Herr vom bayrischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit anhören dürfen, Schlafstörungen seien kein gesundheitlicher Schaden. Ich für meinen Teil finde es nicht gerade beruhigend, wenn Menschen, die eine solche Aussage treffen, für die Überwachung unserer Gesundheit zuständig sind.

 

Auf zusätzliche Gesundheitsgefahren wie hörbaren Schall, Körperschall, Schlagschatten, Eiswurf, Exposition mit CFK-Partikeln im Fall eines Windrad-Brandes oder ähnliches möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen; das soll aber nicht bedeuten, sie wären harmloser oder weniger bedeutsam als Infraschall.

 

 

3. Weitere negative Folgen für die Umwelt

 

Lassen Sie mich hierzu nur die folgenden zwei Beispiele herausgreifen:

 

Eine Studie zu den Kollisionsrisiken für Vögel hat gezeigt, daß durch Windräder offenbar so viele Mäusebussarde, Rotmilane und Kiebitze getötet werden, daß es hier nicht mehr nur um die Frage eines erhöhten Risikos für Einzeltiere geht, sondern die Verluste ein Maß erreichen, das die entsprechenden gesamten Populationen gefährdet.

 

 

Dort, wo der größte Windpark der Schweiz steht, auf der Hochebene des Mont Crosin im Kanton Bern, fehlen inzwischen die Greifvögel. In der Folge haben sich die Mäuse so stark vermehrt, daß Bauern ihre Wiesen neu bestellen müssen.

 

Basler Zeitung am 09.05.2017:

 

 

 

4. Kosten/Wirtschaftlichkeit

 

Dieses Kapitel will ich beginnen mit dem folgenden Vortrag von Herrn Dr. Ing. Detlef Ahlborn vom 13.03.2014:

 

 

Einige wesentliche Aussagen dieses Referats lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

 

Der Anteil des Stroms am gesamten Energieverbrauch beträgt nur gut 20 %. Den Hauptanteil nehmen Wärme und Kraftstoffe ein. Wenn es darum geht, die CO2-Emissionen zu senken, dann sollten wir vor allem dort ansetzen, wo die meisten CO2-Emissionen anfallen, also bei Wärme und Kraftstoffen. Und dort würden wir überdies mit weniger Geld sehr viel mehr bewirken.

 

Im Jahr 2012 hat es schon 23000 Windräder gegeben. Der Anteil der Windkraft am gesamten Energieverbrauch beträgt aber nur 2 %. (Und wenn es, wie oben schon erwähnt, darum geht, die CO2-Emissionen zu senken, dann müssen wir den gesamten Energieverbrauch betrachten.) Selbst wenn wir diese 2 % würden verdoppeln wollen, was im Gesamtergebnis keinen all zu großen Gewinn bedeutete - wo sollten all die dafür notwendigen Windräder hin?

 

Das große Hindernis in der Nutzung des Wind-Stroms ist der Umstand, daß dieser Strom bisher nicht gespeichert werden kann. Trotz Ausbau der Windkraft müssen im Hintergrund immer konventionelle Kraftwerke mit laufen, vor allem für die Phasen, in denen kein oder wenig Wind weht. Und im Moment ist zum Speicher-Problem wohl auch noch keine praktikable Lösung in Sicht. Demnach wird hier der zweite Schritt vor dem ersten getan.


Der während der Wind- und Solar-Spitzen produzierte Überschuß-Strom kann nicht zwischen unseren Bundesländern ausgeglichen werden, weil meistens alle Länder zur selben Zeit denselben Überschuß-Strom produzieren. Daher muß er ins Ausland exportiert werden. Das sind derzeit etwa 25 % unseres Wind- und Solar-Stroms. Folglich ist die Behauptung von offizieller Seite, die erneuerbaren Energien seien mit 30 % an der Brutto-Strom-Erzeugung beteiligt, irreführend, denn diese 30 % stehen ja in Wirklichkeit gar nicht in vollem Umfang uns hier in Deutschland zur Verfügung.

Windkraft-Betreiber bekommen einen garantierten Festpreis von 90 € pro MWh; durch das Ansteigen der Einspeisung subventionierten Stroms in den letzten Jahren sinken dagegen die Preise, zu denen der Strom weiterverkauft wird. Eine der Folgen davon ist, daß unsere effektivsten Kraftwerke, die Gas- und Dampfkraftwerke, abgeschaltet werden, weil sie im Verhältnis zu teuer geworden sind.

Ausgerechnet die Großverbraucher, die von der EEG-Umlage befreit sind, profitieren von den fallenden Strompreisen; vor allem private Haushalte und große Teile der Wirtschaft tragen die Kosten; daher bewirkt das EEG eine Umverteilung von unten nach oben.

Außerdem muß Deutschland sogar noch dafür bezahlen, daß das Ausland uns Strom abnimmt.

Im Fall eines Sturm-Tiefs kommt es wegen der vielen Windräder im Norden zu einer Überlastung des Stromnetzes von Nord nach Süd, und man muß im Süden Kraftwerke anmieten, um diesem Spannungsabfall entgegenzuwirken. Diese Notmaßnahmen kosten jährlich 500 Mio. € (sie werden ebenfalls vom Endverbraucher getragen).

Bei einem 3000 kW Windrad liegt an 100 Tagen im Jahr die Leistung durchschnittlich unter 120 kW. Nur jeder achte Windpark ist in der Lage, das zu erwirtschaften, was er sollte.

 

Sind all diese Sachverhalte in die Behauptung des Umweltbundesamtes, Windenergie sei die kostengünstigste aller Stromerzeugungs-Optionen, mit einberechnet?
 

Viele Bürger hier in Deutschland (und auch in anderen Ländern) haben schon jetzt große Schwierigkeiten, ihren Lebensstandard zu halten. Über steigende Energie-Kosten für den Endverbraucher könnte man sich meiner Meinung nach vielleicht unterhalten, wenn sie im Ergebnis wenigstens zu einer Verbesserung für unsere Umwelt führten. Doch unter den gegebenen Umständen können sie nicht befürwortet werden.

 

Bestätigt wurden diese Gedanken zur generellen physikalischen Grundproblematik beispielsweise auch am Freitag vergangener Woche in der Gemeindehalle Otterswang (dort hatte die Bürgerinitiative Gegenwind Atzenberger Höhe e.V. zu einem Info-Abend geladen) von Herrn Dipl. Ing. Hans Häfner.

 

Herr Häfner stellte Kosten der Windkraft in Höhe von 24 Milliarden Euro pro Jahr einer tatsächlich produzierten Energie im Wert vom 3 Milliarden Euro pro Jahr gegenüber. Hieraus ergibt sich für Deutschland ein Verlust von 21 Milliarden Euro pro Jahr.

 

Auch sagte Herr Häfner, es sei möglich, die Effektivität von Kohlekraftwerken von 35 % auf 60 % zu erhöhen, und dieser Vorgang würde nur einen Bruchteil dessen kosten, was in die Windkraft investiert wird.

 

Für den Fall, daß Ihnen diese Experten-Meinungen nicht ausreichen, füge ich diesem Schreiben schließlich zum wiederholten Mal auch noch den Bericht des Luft- und Raumfahrtingenieurs Willy Fritz aus Vaterstetten von 2014 bei. Man muß nicht alle 52 Seiten dieses Reports lesen, sondern nur die ersten fünf, um die Essenz daraus zu erfassen.

 

Hier legt auch Herr Fritz streng wissenschaftlich und dennoch für jeden Laien hervorragend nachvollziehbar dar, warum Wind-Energie bis auf weiteres nicht zu einer zuverlässigen Stromversorgung beitragen kann, warum mehr Windkraftwerke auch mehr konventionelle Kraftwerke zur Folge haben und warum die immer wieder ins Feld geführte Wirtschaftlichkeit in keinster Weise gegeben ist.

 

Nun ließe sich das Thema der Versorgungssicherheit als eigener Punkt anführen; es ist allerdings mit der Wirtschaftlichkeit so eng verflochten, daß ich es hier nur kurz erwähnen will.

 

In einem Länder-Positionspapier vom 21.05.2015 und bis heute wird daran festgehalten, eine "ausreichende räumliche Verteilung" leiste einen Beitrag "zur besseren Verläßlichkeit und damit zur Versorgungssicherheit". Nach den Untersuchungen von Herrn Ahlborn, Herrn Häfner, Herrn Fritz und anderen Fachleuten hat der Ausbau der Windenergie in Europa jedoch nicht zu einer Glättung der Einspeisung geführt, sondern im Gegenteil zu einer Verschärfung des Unterschiedes zwischen Spitzen und Flauten. Die entsprechenden Diagramme belegen dies sehr einleuchtend. Wie soll man vor diesem Hintergrund den Aussagen der Politik Glauben schenken?

 

 

5. Was geschieht in anderen Ländern?

 

Man liest beispielsweise, Großbritannien denke über eine Abkehr von der Erneuerbare-Energien-Politik nach:

 

 

Des weiteren steht geschrieben, in Australien behelfe man sich mit irrwitzig teuren Generatoren und Batterien, um die entstandenen Strom-Lücken zu füllen, weil man die konventionellen Kraftwerke zu früh abgeschaltet hat:

 

 

Es stellt sich heraus, daß wir Deutschen in dieser Sache einen Sonderweg gehen und daß man im Ausland nicht nur in Maßnahmen an den Grenzen investiert, um sich vor unserem Überschuß-Strom zu schützen, sondern daß man über unsere Erneuerbare-Energien-Politik insgesamt nur noch den Kopf schüttelt.

 

 

6. Zuwegung

 

Die Grundstücks-Eigner, die von der geplanten Zuwegung betroffen wären, haben Ihnen schon im März mitgeteilt, daß sie ihr Land für diesen Zweck nicht zur Verfügung stellen werden. In Form welcher Alternative wollen Sie den Bau der Anlagen realisieren? Nur das Vorhandensein einer solchen Alternative würde ja rechtfertigen, daß über den Bau der Anlagen überhaupt weiter debattiert wird. Warum hat Herr Uhde Ihre konkreten Überlegungen dazu im Klosterhof auf Nachfrage nicht preisgegeben?

 

 

7. Unlautere Methoden

 

Aus anderen Gemeinden erfährt man, wie dort Willkür herrscht und die Bürger regelrecht hintergangen werden, weil in Organisationen wie dem BUND und in der Politik Angehörige der Windkraft-Industrie mittlerweile die Richtung des Handelns bestimmen:

 

ARD – Der Kampf um die Windräder:

 

 

NDR – Panorama – Landkreis Aurich trickst Kommunalaufsicht aus:

 

 

Nicht nur über die Medien, sondern auch durch persönliche Berichte von Augenzeugen in unseren Gesprächen kommen haufenweise Unstimmigkeiten ans Tageslicht.

 

Warum sollten wir ausgerechnet hier in Bad Waldsee der Sache trauen?

 

 

Was mir am bisherigen Umgang mit dem Thema nicht gefällt:

 

Meinem Eindruck nach haben Sie sich bis jetzt darauf beschränkt, die geläufigen und von bestimmten Parteien ständig wiederholten Parolen zur Energiewende ungeprüft zu übernehmen. Wirkliche Belege für Ihre Aussagen erhalten wir von Ihnen nicht. Kritische Stimmen werden, soweit ich es beobachten kann, abgewiesen oder ignoriert, jedenfalls von der weit überwiegenden Mehrheit des Gemeinderats. (Ein paar wenige von Ihnen/Euch haben aber dankenswerterweise ein offenes Ohr für uns und engagieren sich konstruktiv in den Gesprächen. Das muß auch erwähnt werden.)

 

Im Forum Energiedialog findet Zensur statt. Die grundsätzliche Frage, ob der CO2-Gehalt wirklich der entscheidene Faktor ist, um den sich alles drehen muß, und ob dementsprechend die von der EU vorgegebene Energie-Politik überhaupt sinnvoll ist, soll beispielsweise nicht gestellt werden.

 

Weiterhin ist in einem Artikel in der Bildschirmzeitung vom 04.05.2017 der unter Punkt 2 schon verlinkte Bericht von Daniel Wetzel über die Vorkommnisse in Dänemark durch Herrn Jörg Uhde (Bad Waldseer Stadtwerke) zur Falschmeldung erklärt worden. Und das Ganze auch noch unter der Einleitung, Herr Uhde habe Argumente aus den vorangegangenen Leserbriefen „ins richtige Licht gerückt“.

 

Herr Uhde bezieht sich dabei auf dieses Schreiben der Dänischen Energie-Agentur:

 

 

Das Schreiben thematisiert vor allem die Frage, ob die Dänen den Ausbau ihrer Windkraft gebremst haben oder nicht, und den Vorfall auf der Nerzfarm.

 

Was den Aspekt betrifft, ob es nun viele oder nur wenige dänische Gemeinden seien, die ihre Windkraftanlagen-Pläne auf Eis gelegt haben, bis die fraglichen Untersuchungsergebnisse vorliegen: das kann ich letztendlich nicht beurteilen. Ich ersehe nur zum einen aus den dortigen Zahlen, daß speziell 2014 tatsächlich weniger Windkraftanlagen errichtet wurden als 2013, und zum anderen höre ich den Chef des dänischen Windindustrie-Verbandes, Herrn Jan Hylleberg (auf dessen Aussagen Herr Wetzel seinen Bericht stützt) in Interviews in der Tat immer nur vom Ausbau der Off-shore-Windkraft sprechen, nicht mehr dagegen vom Ausbau der On-Shore-Windkraft. Solche Interviews kann jeder im Netz finden.

 

Das jedenfalls, worum es mir im Artikel vor allem geht, nämlich die Beschreibung der negativen Auswirkungen des Infraschalls auf Tiere und Menschen, wird durch das Schreiben mitnichten widerlegt. Was ich davon halte, in Bezug auf die im Artikel beschriebenen Vorfälle aus dem Jahr 2013 hier nun eine Angabe des Kompetenzzentrums für Landwirtschaft und Pelztiere aus dem Jahr 2011 vorzulegen, dazu habe ich meine Meinung schon unter Punkt 2 (Infraschall) kundgetan.

 

Jeder möge nun selbst entscheiden, inwieweit sich aus diesem Schreiben ableiten lassen soll, Herr Wetzel habe die Unwahrheit geschrieben. Mir erschließt sich das nicht.

 

Des weiteren nimmt Herr Uhde im Artikel „BI: Weiter Gegenwind gegen Windpark“ in der Schwäbischen Zeitung vom 01.06.2017 auf Messungen Bezug, die aus den weiter oben genannten Gründen gar keine Auskunft darüber geben können, ob nun eine gesundheitliche Gefährdung vorliegt oder nicht.

 

Das ist nach meinem Dafürhalten keine faire und ehrliche Art, uns über die Sachlage zu informieren.

 

Ich habe im Mai versucht, einen Termin für ein Gespräch mit Ihnen zu bekommen, Herr Weinschenk, um Ihnen meine/unsere Beweggründe im persönlichen Dialog vorzutragen. Meinem Wunsch ist nicht entsprochen worden. Und ich bin nicht die einzige, die keine Gelegenheit erhalten hat, bei Ihnen vorzusprechen. Wie es aussieht, haben Sie wohl keine Zeit, uns anzuhören.

 

Auf die Bekanntgabe entscheidender Meßergebnisse, Gutachten und Pläne warten wir seit längerer Zeit vergeblich.

 

Können Sie verstehen, daß wir uns als Betroffene in dieser Angelegenheit nicht ernst genommen fühlen?

 

 

Schlußbemerkungen

 

Es steht außer Frage, daß ich mich, genauso wie andere auch, nicht gegen die Nutzung von Windkraft zur Erzeugung von Energie an sich ausspreche. Meine Vorbehalte richten sich gegen die Art und Weise, auf die es derzeit geschieht, speziell in Form dieser riesigen Industrieanlagen, die an vielen Orten in Deutschland und bestimmt auch anderswo mitten in die schönste Natur gebaut werden. Die Nutzung der sogenannten erneuerbaren Energien sollte aus meiner Sicht nur nach gründlicher Abwägung der Chancen und Risiken erfolgen.

 

Schon 1998 (also durchaus ebenfalls nach dem Reaktor-Unfall von Tschernobyl) haben Dutzende von Wissenschaftlern mit Weitblick in Form des Darmstädter Manifests gemeinsam vor dem weiteren Ausbau der Windkraft eindringlich gewarnt:

 

 

In der Vergangenheit sind sicher Fehler gemacht worden. Wir müssen aber doch deswegen nicht noch mehr Fehler machen. Meiner Ansicht nach rechtfertigt die aktuelle Datenlage nicht, daß auch nur ein Baum vom Tannenbühl diesem Projekt geopfert wird.

 

 

 

10.07.2017

Antje Stöckle

Bad Waldsee - Reute

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